Rettet unsere Bäume

eine Aktion für Berlin von Grüne Liga Berlin e.V. und Spreequell

 

Die Aktion Rettet unsere Bäume läuft im vierten Jahr! Wir danken den zahlreichen Baumretter*innen, die bereits dabei sind. Ihr habt noch keinen Gießsack? Dann meldet euch jetzt an! Das Anmeldeformular und die Teilnahmevoraussetzungen findet ihr hier.

Eine kleine Änderung gibt es seit letztem Jahr: Statt wie bisher Gießsets mit Gießsäcken und Gießkannen zu versenden, geben wir aus logistischen Gründen nur noch Gießsäcke aus.

Darum geht’s:

Die Straßenbäume von Berlin haben in den vergangenen Jahren stark unter den trockenen Sommern gelitten. Deshalb rufen Spreequell und die Grüne Liga Berlin wie bereits im letzten Sommer alle Berliner*innen auf, ihre Straßenbäume zu gießen.

Du willst dich für den Erhalt der grünen Lungen einsetzen, weißt aber nicht wie? Damit es klappt, bekommst du jetzt praktische Unterstützung:

Als Mitgießer*in erhälst du je nach Baumumfang einen oder zwei Gießsäcke, um deinen Baum zu versorgen. Unsere Aktion beschränkt sich auf Bäume mit einem Standalter von ca. 4 bis 40 Jahren, da diese besonders auf zusätzliche Wassergaben angewiesen sind und von einem Gießsack am meisten profitieren. Gießsäcke sind nur bis zu einem Stammumfang von 60 cm einsetzbar.

Warum, wie und welche Bäume sollten gegossen werden? Und wieviel? Das und vieles mehr beantworten wir auf unserer Webseite. Außerdem bekommst du wichtige Informationen und Tipps sowie Antworten auf deine Fragen. Hier geht es zu den FAQ und nützlichen Infos zum richtigen Gießen. Dort findest du auch eine Videoanleitung zum Anbringen des Gießsacks.

Hintergrund

Berlin ist eine der grünsten Städte Europas. Neben zahlreichen Parks, Wald- und Wasserflächen tragen nicht zuletzt die vielen Straßenbäume zum grünen Erscheinungsbild der Stadt bei. Ende 2022 wurden 432.769 Straßenbäume in Berlin gezählt, jedoch nimmt ihr Bestand stetig ab. Die Bestandsdaten und -entwicklung sind bei der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt einzusehen. 

Mehr als die Hälfte aller Bäume in Innenstadtlage sind geschädigt. Der Vergleich der Straßenbaum-Zustandsberichte von 2015 und 2020 offenbart hinsichtlich der Kronenvitalität der Innenstadt-Straßenbäume einen deutlichen Trend zur Verschlechterung.

Die Summe der schädigenden Einflüsse hat über die Jahre zugenommen. Hauptfaktoren sind mechanische Schäden durch Bauarbeiten, Schädigungen durch Tausalz, Bodenversiegelung und -verdichtung, Schäden durch Verkehrsunfälle sowie Verätzung durch Hundeurin. Eine große Rolle spielt außerdem das Stadtklima, denn es zeigen sich verstärkt die Folgen des Klimawandels mit erhöhter Hitze, Trockenheit und Strahlung.

Die ausgeprägten Trockenperioden sind eine extreme Herausforderung für das Stadtgrün. Das Pflanzenschutzamt Berlin hat deshalb eine Bodenfeuchteampel entwickelt, die bei der Entscheidung helfen soll, wann eine zusätzliche Bewässerung der Stadtbäume notwendig ist. Leidet ein Baum unter Trockenstress, wird er auch anfälliger für Krankheiten oder Schädlinge und so kommen oft mehrere Stressfaktoren zusammen, die den Bäumen das Leben schwer machen.

Quelle: Pflanzenschutzamt Berlin, Stand 1.8.2023

Die interaktive Grafik und weiterführende Informationen zur Bodenfeuchteampel sind auf den Seiten des Pflanzenschutzamts einzusehen. Das Kurvenende zeigt jeweils die aktuell prognostizierte nutzbare Feldkapazität an. Die nutzbare Feldkapazität ist die Wassermenge, die ein Boden pflanzenverfügbar speichern kann. Ist die Kurve auf der Y-Achse im grünen Bereich, so ist der Boden ausreichend mit Wasser versorgt. Der gelbe Bereich kennzeichnet einen kritischen Feuchtevorrat. Sinkt die Kurve in den roten Bereich ab, so ist eine zusätzliche Wassergabe in Abhängigkeit der Pflanzenart und -größe sinnvoll.

Während Trockenperioden brauchen junge wie ältere Stadtbäume zusätzliches Wasser. Hier kommen Baumpatenschaften ins Spiel, denn die Bezirke, in deren Verantwortung die Straßenbäume stehen, können die Wässerung von Jungbäumen aktuell nur über drei Jahre gewähren. In einigen Bezirken werden die Bäume bis ins zehnte Standjahr gegossen. Ältere Bäume bleiben sich selbst überlassen und profitieren auch kaum noch vom Gießen in Stammnähe. Sie sind darauf angewiesen, dass sie in den tieferen Bodenschichten wieder ausreichend Wasser finden. Dafür sind langfristige Lösungen wie ein Regenwassermanagement seitens der Stadt gefragt, damit das Niederschlagswasser dort hingelangt, wo es gebraucht wird.

Das nasse Frühjahr und der im Vergleich zu den letzten Jahren regnerische Sommer waren für die Bäume zwar von Vorteil, jedoch ist der Effekt nicht so groß, wie oft angenommen wird. Denn von den vergangenen Dürrejahren hat sich der Boden noch immer nicht erholt, und auch die vielen Niederschläge bringen immer nur kurzzeitig Entspannung. Das lässt sich zum Beispiel über den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) nachvollziehen. Nach einer größeren Menge Regen sind die oberen Bodenschichten wieder mit Wasser gesättigt, in der Tiefe herrscht aber immer noch Dürre, was insbesondere für ältere Bäume, die sich über ihre tiefreichenden Wurzeln selbst mit Wasser versorgen sollten, problematisch ist. Da die oberen Bodenschichten an warmen Tagen am schnellsten wieder austrocknen, sind auch Jungbäume keineswegs außer Gefahr und in Trockenphasen, wie es sie dieses Jahr durchaus schon gegeben hat, auf Wassergaben angewiesen. Dies zeigt auch die Bodenfeuchteampel deutlich.

Von Starkregenereignissen, die aufgrund des Klimawandels ebenfalls gehäuft auftreten, profitieren die Straßenbäume kaum. In den ohnehin oft zu kleinen Baumscheiben, dem unversiegelten Bereich, in dem die Bäume stehen, kommt kaum etwas von dem Niederschlag an, der innerhalb kurzer Zeit in großen Mengen fällt. Das meiste Wasser fließt oberflächlich ab, bevor es überhaupt in den Boden eindringen kann und landet schließlich in der Kanalisation, während wir immer häufiger mit Überschwemmungen durch Starkregen zu kämpfen haben. Entsiegelungsmaßnahmen und die Umsetzung von Konzepten zum Regenwassermanagement kosten jedoch Zeit und Geld.

Die Bäume brauchen also unsere Hilfe, um „Durststrecken“ zu überstehen. Gleichzeitig sind sie aber unsere wichtigsten Verbündeten im Kampf gegen die Klimawandelfolgen in der Stadt. Sie sind wichtige Schattenspender, kühlen die Umgebung durch Verdunstung über die Blätter, filtern Feinpartikel aus der Luft und sind zudem Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Langfristig werden vertraute Baumarten vermutlich aus unserem Stadtbild verschwinden und durch „Klimabäume“ ersetzt werden, also Arten, die mit den veränderten Klimabedingungen besser zurechtkommen als Birken & Co. Der Erhalt der vorhandenen Vegetation sollte aber Priorität haben. Denn es dauert Jahre, bis ein neu gepflanzter Baum die gleichen Funktionen erfüllen kann wie ein Altbaum. In den Grünflächenämtern fehlen jedoch Gelder und Kapazitäten, um die zusätzliche Bewässerung aller Straßenbäume leisten zu können. Aus diesem Grund wurde die Aktion „Rettet unsere Bäume“ von GRÜNE LIGA Berlin e.V. und Spreequell ins Leben gerufen. Mit der Ausgabe kostenloser Gießsäcke für geeignete Straßenbäume werden Bürger*innen in ihrem Engagement für die Bäume unterstützt.